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AutorenbildSelfcare Sunday

AKZEPTANZ

Aktualisiert: 15. Juni 2020

"Ich finde die roten Haare von der Magdalena grässlich."


"Hast du den Akzent von dem gehört? Finde ich schrecklich, der verunstaltet unsere Sprache!"


"Jetzt will die Berta etwas Künstlerisches machen. Wie naiv ist die bitte? Jeder weiss doch, dass dies keine Zukunft hat."


"Hast du gehört wie die junge Mutter mit dem Kind geredet hat? Wie schlimm, die müsste definitiv viel härter durchgreifen."


Warum müssen Menschen immer andere Menschen für ihr Verhalten, ihre Worte oder gar einfach nur für ihr Dasein verurteilen? Ich frage mich, woher diese verurteilenden Gedanken kommen. Warum wird von Menschen alles beurteilt? Mit dem Stempel versetzt wie gut oder schlecht?


Zum einen stelle ich fest, Verurteilung bzw. Ablehnung kann daher kommen, dass man schlicht nicht damit vertraut ist. Unwissenheit ist oft auch noch von Vorurteilen behaftet, was zu vorschneller Ablehnung führen kann. "Was der Bauer nicht kennt, frißt er nicht " (und hat, offen gesagt, Angst davor).

Unsere Sichtweise auf die Dinge kann sich jedoch auch verändern. Wenn wir uns mit der Materie vertraut machen, uns informieren, belesen und mit den Menschen in Kontakt treten, kann sich unser Blickwinkel verändern. Sicherlich hat jeder schonmal erfahren, dass etwas gar nicht so schlecht ist, wie ursprünglich angenommen, nachdem er sich damit auseinandergesetzt hat.

Und kennst du das Gefühl selbst verurteilt zu werden? Es ist definitiv kein schönes Gefühl. Lass uns das nächstemal daran denken, bevor wir jemanden oder etwas vorschnell verurteilen.

Zum anderen, werden wir seit Kindheit immer wieder beurteilt. Ganz zu Beginn von unserem Leben bereits als ganz kleines Wesen von den Eltern, die Freude ausstrahlen, wenn wir lächeln, essen oder gar laufen. Und die ein besorgtes Gesicht machen, wenn wir weinen.

Und danach als Kind ("Hör sofort auf den Johannes zu schlagen, das macht man nicht!") Danach von den Lehrern. Sie beurteilen unser Verhalten ("Das ist nicht gut, wenn du immer redest! Sei ruhig!") und unsere Leistung ("Du bist mit Abstand der Schlechteste der Klasse in Deutsch. Dieser Aufsatz hat so viele grammatikalische Fehler", "Diese Französisch-Prüfung ist ungenügend, ich bin sehr enttäuscht!").

Und im Erwachsenenleben dann auf der Arbeit von Vorgesetzten, Kollegen oder Kunden ("Deine Eigeninitiative lässt zu wünschen übrig, ich brauche da mehr Einsatz von dir!", "Du machst zu viele Fehler, das geht so nicht weiter!", "Du bist ein Teamplayer, das ist lobenswert!", "Du brauchst zu lange für die Arbeit, geht das nicht schneller?").

Und dann fragen wir uns noch, warum wir ungefragt beurteilen oder unseren Stempel setzen? Einfach weil wir es nicht anders gelernt haben. Wir werden richtig darauf getrimmt andere zu beurteilen, auch wenn wir nicht gefragt werden.

Stell dir aber jetzt einmal vor, dass die Mutter mit dem Kind, nicht ihre Mutter war, sondern die Patentante, die einen Gotti-Chind Tag verbrachten ("Hast du gehört wie die junge Mutter mit dem Kind geredet hat? Wie schlimm, die müsste definitiv viel härter durchgreifen." ) Und es ist doch okay, wenn die Berta etwas Künstlerisches machen will, weil sie das erfüllt und glücklich macht. Wohingegen jemand anderst die gewisse Sicherheit glücklich macht und er deswegen Beamte wird. ("Jetzt will die Berta etwas Künstlerisches machen. Wie naiv ist die bitte? Jeder weiss doch, dass dies keine Zukunft hat.")

Stell dir einmal vor der Mann mit dem Akzent ist ein studierter Rechtsanwalt, der vor zwei Monaten aufgrund der politischen Lage seines Landes in die Schweiz kam und seit dem Tag und Nacht versucht Deutsch zu lernen und zu sprechen ("Hast du den Akzent von dem gehört? Finde ich schrecklich, der verunstaltet unsere Sprache!")

Vielleicht könnte es ja sein, dass das Mädchen, das den Johannes schlägt, zuerst von dem Johannes festgehalten wurde und sie sich nur wehrte und für sich einstand ("Hör sofort auf den Johannes zu schlagen, das macht man nicht!"). Wenn der Junge, der Schwierigkeit mit Deutsch hat, zu Hause mit seinem Vater Englisch und seiner Mutter Spanisch spricht und er entgegen seiner Gspändli drei Sprachen kann ("Du bist mit Abstand der Schlechteste der Klasse in Deutsch. Dieser Aufsatz hat so viele grammatikalische Fehler").

Es ist nicht immer alles so wie es scheinen mag. Lass uns doch aus diesem Denkmuster ausbrechen und einfach mal versuchen offen zu sein und sich kein vorschnelles Urteil zu bilden. Es muss auch nicht alles beurteilt werden. Was sich für den einen gut anfühlt, fühlt sich für den anderen nicht gut an, dies gilt es zu akzeptieren. Wir sind alle unterschiedlich und das ist schön so. Dabei sollte AKZEPTANZ gross geschrieben werden.

Und falls es dir immer noch schwer fällt andere und deren Verhalten zu akzeptieren, frage dich einmal unvoreingenommen: Akzeptiere ich mich selbst so wie ich bin?


"Verstehen muß man nicht, was ein einzelner empfindet, man sollte es jedoch akzeptieren." Petra Speth "Wer mit sich selbst in Frieden leben will, muss sich so akzeptieren, wie er ist."

Selma Ottilia Lovisa




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